Stimmen für ein Miteinander

Wiener Musikproduzenten bringen Flüchtlinge ins Studio

Unabhängig davon, wer gerade österreichischer Bundespräsident, Kanzler oder Wiener Bürgermeister werden solleine Gruppe Wiener Musikproduzenten setzt von sich aus ein lautes Zeichen gegen Xenophobie, Rassismus, Menschenverachtung und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten. Der Sampler „Feat. Respect“ vereint Stimmen für ein gemeinsames und respektvolles Für- und Miteinander – UniScreen hat dem Produzenten und Projektleiter Christoph Hahn einige Fragen zu dem Projekt gestellt und verlost vier Exemplare des Albums.

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Die Band Musafer. Foto: Mahmoud Mosavi

„Feat. Respect“ ist keine x-beliebige Zusammenstellung von Songs. Das besondere an dem Tonträger: Auf der Compilation treffen von Flüchtlingen gespielte und gesungene Nummern auf die Tracks von populären österreichischen Musikern und Bands. Dafür konnten Namen wie Bauchklang feat. Yasmo, Mono & Nikitamann, Steaming Sattelites oder Mothers Cake gewonnen werden, einige bekannte Bands mussten sogar auf den zweiten Teil vertröstet werden – doch dazu später. Der Verkaufserlös von Vol. 1 kommt dem Haus Arjan in Mistelbach zugute. Anfang 2016 errichtet, beherbergt die Einrichtung der Caritas 90 Flüchtlinge, vor allem unbegleitete Minderjährige  und geflüchtete Familien. Neben dem karitativen Effekt hat die Veröffentlichung noch andere positive Begleiterscheinungen.

Die geflohenen Musiker erscheinen mit ihrer Musik auf einer professionellen CD, die von einem Major-Label vertrieben wird. Für viele von ihnen ist das eine einmalige Referenz und Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Die erste Ausgabe von „Feat. Respect“ soll außerdem der Beginn einer musikalischen Bewegung sein, mit der sich Musiker und Supporter klar positionieren können. Für Aufnahme und Produktion des Albums zeigte sich das Produzententeam Zebo Adam (Bilderbuch), Alex Lausch (Listencareful Studio) und Christoph Hahn (Alpharudel Records) verantwortlich. Letzterem, der auch als Projektleiter fungierte, haben wir einige Fragen gestellt, um mehr über die Arbeit an dem ambitionierten Album zu erfahren.

Das Produktionsteam: Alex Lausch, Christoph Hahn, Zebo Adam. Foto: Niko Ostermann

Das Produktionsteam: Alex Lausch, Christoph Hahn, Zebo Adam. Foto: Niko Ostermann

UniScreen: Wie ist die Idee zu dem Projekt überhaupt entstanden und wie lange dauerte die Arbeit daran?
Christoph Hahn: Wir haben 2016 viel (gesellschafts)politischen Lärm und eine deutliche Vergrößerung der Kluft zwischen den verschiedenen Lagern erleben müssen. Gemeinsam mit meiner Band (Turm & Strang, Anm.) habe ich überlegt was man tun kann, um einen wertvollen Beitrag zur Deeskalation beizusteuern. Nach langem Brainstorming und einigen Bierabenden zur Konkretisierung und Fahrplanentwicklung sind wir bei “Feat. Respect” gelandet. Die Umsetzung von Vol. 1 begann im Mai. Ende September waren alle Aufnahmen im Kasten und die Compilation gemischt und gemastert. Die organisatorischen Sachen ziehen sich natürlich bis heute.

Wieviele Flüchtlinge waren an dem Projekt beteiligt und aus welchen Nationen kommen sie?
Eine genaue Zahl habe ich nicht im Kopf, da beim Chor “Voices of Refugees” doch einige Leute dabei sind. Es sind so zwischen 50 und 60 mitwirkende Flüchtlinge, die zum Großteil us Syrien und Afghanistan kommen. Aber auch ein nigerianischer Musiker ist etwa vertreten.

Wie sehr wart ihr bei der Arbeit mit Sprachbarrieren konfrontiert und wie konntet ihr sie überwinden?
Das war eigentlich gar kein Thema. Musiker verstehen sich im Normalfall wortlos. Die Englischkenntnisse der Mitwirkenden waren aber ohnehin ausreichend, um sich neben dem Musizieren auch auszutauschen und Späße zu machen.

Wie habt ihr die Musiker ausgewählt bzw. wie seid ihr überhaupt in Kontakt mit ihnen gekommen?
Die musikalische Qualität war uns schon auch ein Anliegen. Deshalb konnten wir nicht alle Bewerber für den Sampler auswählen. Nachdem wir die syrisch-afghanische Band Musafer kennengelernt haben, ging die weitere Entwicklung aber quasi von selbst. Über sie sind wir auf die Organisation “Open Piano for Refugees” gestoßen und über diese dann auf viele weitere begabte Leute.

Sobeir Bachtiar. Foto: Der Leitwolf

Sobeir Bachtiar. Foto: Der Leitwolf

Wie schwierig war es, heimische Musiker zu finden, die Beiträge leisten wollten?
Gar nicht schwierig. Wir mussten am Ende sogar manchen Bands absagen. Garish zum Beispiel. Denen haben wir aber einen fixen Slot für Volume 2 zugesichert. Hoffentlich kommt es dazu.

Wurden den Musikern (Flüchtlingen wie auch heimischen Bands) musikalisch od inhaltlich irgendwelche Vorgaben gemacht?
Nein, es gab nicht wirklich Vorgaben. Vom Heimatlied bis zur poppigen Eigenkomposition ist so gut wie alles dabei. Es war uns auch sehr wichtig eine möglichst bunte Mischung zusammenzubekommen. Die musikalische Vielfalt auf der Compilation ist gewissermaßen metaphorisch für die kulturelle zu verstehen.

Was konntet ihr als Produzenten von der Arbeit an “Feat. Respect” mitnehmen?
Aus musikalischer Sicht die Erfahrung, mal Instrumente aufgenommen zu haben, mit denen man sonst in unseren Breitengraden eher seltener in Berührung kommt, z.B. Tabla oder Zitar. Auch die verschiedenen Zugänge der einzelnen Musiker und der Austausch. Auf menschlicher Ebene definitiv neue Freundschaften, einen besseren Einblick in das Leben und die Herkunft jener Leute, über die so viele zu lästern wissen, ohne jemals mit einem Flüchtling in Berührung gekommen zu sein. Ihre Geschichten prägen ihren Charakter, der sich sehr oft in ihrer Musik wiederspiegelt. Melancholie und Sehnsucht sind ganz präsente Motive.14859667_1222352211136815_4658922860380495951_o

Wie geht es jetzt mit “Feat. Respect” weiter?
Wir planen soeben Volume 2. Wir wollen Konzerte, zunächst einmal in Wien, organisieren und eine gewisse Regelmäßigkeit reinbringen. Vom Verkauf der CDs soll pro Volume ein anderes Sozialprojekt profitieren, von den Konzerten die jeweils auftretenden Künstler. Das wären noch Ziele, von denen alle profitieren sollen. Wir hoffen sehr, dass wir dafür die notwendigen Förderungen aufstellen können.

„Feat. Respect“ ist am 9.12. bei Universal Music erschienen. Aktuelle Infos unter facebook.com/featrespect.

UniScreen verlost 4 x 1 Exemplare von „Feat. Respect“
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