Mirror’s Edge Catalyst – Review

Faith ist zurück und diesmal können wir frei in Glass City herumtollen.

Wer Mirror’s Edge noch nicht kennt – es handelt sich dabei quasi um Assasins Creed aus der Egoperspektive. Klingt cool? Ist es auch! In kaum einen Spiel macht es soviel Spaß einfach nur von A nach B zu laufen. Mit einer Vielzahl lässiger Parkour Moves bewegt man sich über die Dächer der zahlreichen Wolkenkratzer in Glass City, einer Orwell’schen neofuturistischen Welt, regiert von einem totalitären Regime das alles kontrolliert. Im Gegensatz zum Vorgänger handelt es sich diesmal um eine Open World, was bedeutet, dass man sich frei bewegen kann um die Spielwelt zu erforschen.

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Die Steuerung, die sich neben dem Stick fast ausschließlich der Schultertasten bedient, geht dabei richtig gut von der Hand. Ohne komplizierte Tastenkombinationen, rennt, springt, rutscht, rollt und klettert man, mit etwas Übung, bald mühelos durch die Stadt. Dabei hilft wieder das großartig implementierte visuelle Leitsystem bei dem die Objekte und Flächen mit denen man interagieren (abspringen, entlanglaufen,…) kann, kurzfristig eingefärbt werden. Der ein oder andere unverständliche Absturz, ist dabei unvermeidbar, doch dank äußerst großzügiger Checkpoints und kurzer Ladezeiten, trübt das kaum die Freude an der Bewegung.

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Zu einem Open World Game gehören neben der Hauptstory, die leider etwas vorhersehbar ausfällt, natürlich jede Menge Sidequests. So hat man auch abseits des Hauptgeschehens stets etwas zu tun. Jedoch geht es bei den meisten dieser Missionen nur darum einen Zielort innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu erreichen. Und auch wenn das, wie schon erwähnt, sehr viel Spaß macht, wird es bald etwas langweilig und man sehnt sich nach Abwechslung. Diese bekommt man lediglich geboten, wenn es daran geht die elektronischen Anzeigentafeln der Stadt zu hacken, um die Botschaft des Widerstands zu verbreiten. Hier gilt es nämlich selbst einen Weg zur Steuerkonsole zu finden und es entsteht ein Umgebungspuzzle in dem man die gelernten Moves richtig einsetzen muss. Gelingt einem das, fühlt es sich richtig gut an.

Sonst gibt es in den jeweiligen Bezirken der Stadt noch Unmengen Collectibles zu sammeln, die allesamt Erfahrungspunkte geben und damit helfen Faith aufzuleveln. Durch Level-ups lassen sich weitere Moves und Gadgets freischalten, die das Spielgefühl noch weiter steigern. Leider muss man um diese Sammelobjekte zu finden immer wieder stehen bleiben um sich genauer umzusehen, was dem grundsätzlichen Running-fokusierten Gamedesign von Mirror’s Edge ziemlich widerspricht.

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Im Gegensatz dazu entspricht das, gegenüber dem Vorgänger verbesserte, Kampfsystem weit mehr dem Grundgedanken des Games. Dabei setzt man nämlich die gelernten Parkour Skills gekonnt ein um K-Sec Wachen (die überwiegenden Antagonisten des Spiels) auszuschalten. So springt man diesen direkt nach einem Wallrun ins Gesicht oder lässt sich von einem Seilzug, mit gestreckten Beinen voraus, auf sie fallen – alles Gute kommt bekanntlich von oben. Das macht nicht nur Spaß, sondern steigert auch die Focus-Shield Leiste, welche sich füllt solange man in Bewegung ist. Ist diese voll, kommt Faith in eine Art Flow-Zustand in dem sie von Projektilen nicht getroffen werden kann – was nur fair ist, denn selber kann sie diesmal gar keine Waffen einsetzen. Eine stimmige und auch gute Entscheidung, war das Waffenhandling doch einer der gröbsten Schwachpunkte des Vorgängers.
Kommt man allerdings zum Stillstand, verfliegt der Focus und das Kämpfen reduziert sich auf ein: kurz um den Gegner herumgehen und mit abwechselnden Kicks und Punches zuschlagen. Die KI leistet dabei kaum Widerstand und agiert selber ziemlich ungefährlich womit die Herausforderung leider ausbleibt.

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Obwohl Grafik für mich nicht ausschlaggebend ist, muss man doch feststellen, dass Mirror’s Edge hier auffällig enttäuscht. Schwache Charaktermodelle, verwaschene Texturen und wenig Details sind wohl der Open World geschuldet und dem Versuch die Framerate hochzuhalten, was leider auch nicht durchgehend gelingt. Echt schade, denn die Optik und Ästhetik hat mich bereits beim ersten Mirrors Edge (2008) gefesselt und nur zu gern hätte ich diese Welt in würdiger Nextgen-Form gesehen.

Fazit

Der zweite Teil von Mirror’s Edge, bei dem es sich genau genommen um ein Prequel handelt, macht durchaus Spaß. Die offene Spielwelt lädt zu ausgelassener Parkour Action ein und man kann sogar eigene Time Trials kreieren um per Upload den Rest der Welt damit herauszufordern.
Doch leider wurden die Möglichkeiten des Gameplays nicht voll ausgeschöpft. Zu repetitiv sind die Missionen, zu einfach die Kämpfe und zu wenig interessant die Story und die Charaktere. Dazu kommt eine enttäuschende technische Umsetzung.
Während die Steuerung und das Kampfsystem gegenüber dem Vorgänger verbessert wurden, hatte der erste Teil doch die fesselnderen Szenarien. Womit der Wunsch an den (hoffentlich erscheinenden) dritten Teil ganz klar ist: best of both worlds!

Entwickler EA DICE
Publisher Electronic Arts
Genre Action, Plattform
System PS4, Xbox One, PC
Uniscreen-Bewertung stars_3_5